Die Bremsniederhaltung oder auch Bremsabstützung genannt
Die Bremsniederhaltung die gab es damals bei MB nur bei den W109 und W112 Baureihen mit Luftfederung, die gab es bei keiner Baureihe mit Stahlfederung wie W108, W110 oder W111. Die Bremsniederhaltung ist so konstruiert dass sie bei Bremsungen in Vorwärtsfahrt aber auch bei Rückwärtsfahrt die auftretenden Umfangskräfte (Bremsmomente) aufnimmt.
Und wie funktioniert die Bremsniederhaltung denn eigentlich beim W112 im Zusammenspiel mit der Luftfederung, wie haben die MB Ingenieure das gelöst?
Schauen wir einfach mal auf ein W111 Coupé mit Stahlfederwerk. Hier sind die Bremszangen fest an den Achsrohren der Hinterachse montiert. Bei einer Vollbremsung werden die auftretenden Bremsmomentkräfte auf die Achsrohre übertragen und das Fahrzeug wird praktich aufgestellt. Es kommt meist zu einem positiven Sturz so dass das Fahrzeug in aller Regel hinten hochgeht und dabei ausbricht, nur geübte Fahrer können diese Situation schadensfrei überstehen.
Bei den W109 und W112 Fahrzeugen mit Luftfederung sind die Bremszangen an den Bremsniederhaltungen montiert. Die Bremsniederhaltungen sind bedingt drehbar auf den Achsrohren gelagert und verlagern so beim Bremsen das Bremsmoment auf die Bremsniederhaltung die an der Karosserie vor dem "Momentzentrum" eingreift und zieht die Karosserie hinten nach unten. Das Fahrzeug bleibt dadurch in aller Regel hinten unten und dabei in der Spur und somit lenkbar.
 |
 |
Hinterachse mit den der Bremsniederhaltung rechts und links |
Bremsabstützung rechts neben der Bremsträgerplatte |
Die Bremsniederhaltungen wurden letztens schon augebaut (siehe Arbeitbuch Zerlegung der HA)
Die Bremsniederhaltungen sitzen aussen auf den HA Tragrohren. Einmal rechts und links direkt neben den Bremsankerplatten und den Lagern der Schubstreben. Auf den Tragrohren ist eine speziell gefertigte Lagerfläche mit je 2 passgenau aufgesetzten Halblagerschalen (Teflon?), oben und unten. Die Lagerschalen werden seitlich durch s.g. hälftige Druckstege gegen axiale Verschiebung fixiert. Seitlich neben den Druckstegen ist rundum eine ca. 1mm Nut in der je eine Filzdichtung steckt. Auf den Halblagerschalen mit Druckstegen und Filzdichtungen sitzen oben und unten je ein hälftiges Lagergehäuse mit Zentrierstiften, mit je 2 seitlichen Gummidichtringen. An den Lagergehäusen ist ein Bremsabstützhebel montiert und der wird mit einem Abstandsrohr mit Gummipuffern oben im Dom im Längsträger (Banane) befestigt.
 |
 |
 |
 |
Bremsniederhaltung rechts mit Lagergehäuse und Bremsstützhebel |
Die ausgebauten Lagergehäuse mit dem Bremsstützhebel |
Die Lagerschalen auf dem Tragrohrlager mit den seitlichen Filzdichtungen und Gummidichtungen |
Lagergehäuse, Lagerschalen, halbrunde Druckstege und Bremsstützhebel |
Die Bremsniederhaltung besteht aus mehreren Komponenten.
 |
 |
 |
Bremsniederhaltung mit den äußeren hälftigen Lagergehäusen |
Lagergehäuse besteht aus 2 Hälften |
2 Lagerschalen (Teflon?) auf der Tragrohrlagerfläche |
 |
 |
 |
Die Lagerschalen (Teflon?) in den äußeren Lagergehäusen |
Lagergehäuse mit Lagerschalen und den halben Druckstegen |
Die Lagerschalen und die seitlichen halben Druckstege |
 |
|
 |
Das Tragrohrlager ohne alles |
|
Bremsniederhaltung rechts komplett zerlegt |
Die Überholung der Bremsniederhaltung besteht aus folgenden Schritten:
1. Die Lagerflächen auf den Tragrohren (Achsrohren) metallisch reinigen und nachpolieren.
Die Lager rechts und links auf den Achsrohren waren richtig stark verharzt und auch schon leicht angerostet. Das ist wahrscheinlich bei vielen W109 / W112 luftgefederten Hinterachsen, da werden dann über die Jahre die Lager beim Einen oder Anderen nicht richtig oder garnicht abgeschmiert.
Ich habe mit dem Tragrohrlager auf der linken Seite angefangen.
Das verharzte Lagerfett habe ich entfernt, die Lagerfläche entfettet und erst mal mit 180er Schmiergelleinen rundum gut abgezogen. Dann habe ich das Lager auf dem Achsrohr mit einem digitalen Messschieber vermessen ob die Toleranzmaße noch stimmig sind, die sollen laut WHB zwischen 64,98 bis 65,00 mm liegen.
Ich habe Aussen, mitte und innen auf dem Lager jeweils rundum um 45 Grad versetzt gemessen, also an 12 unterschiedlichen Stellen rundum das Tragrohrlager (Achsrohr). Die Messungen lagen zwischen 64,82 und 64,85 mm. Gehe ich vom unteren Toleranzmaß 64,98 mm aus dann sprechen wir hier von Abweichungen im Bereich von -13 bis -16 Hundertstel Millimeter.
 |
 |
Die neuen Gummidichtringe der Lagergehäuse aussen hat LT noch aufgezogen
|
Das linke Tragrohrlager mit 180er Schmirgelleinen abgezogen |
Ja was denn nun jetzt? A) Entweder ein neues Achsrohr kaufen....die sind doch gar nicht mehr bei MB verfügbar B) oder mehrere 109er HA's kaufen und zerlegen bis sich noch ein stimmiges Tragrohr findet........das halte ich aufwands- und kostenmäßig für Schwachsinn. Oder würde jetzt mancheiner sagen dann lass ca. 1 mm Material auflasern, such dir einen versierten Dreher und lass es auf Einbaumaß abdrehen. Aber wer dreht heute schon so ein Achsrohr noch ab. Das macht alles keinen Sinn.
Das Gute an den 12 verschieden Messungen rund um das linke Tragrohrlager ist - Die Tragrohrlager sind beide nicht tonnenförmig abgelaufen.
Ich habe noch mal die Stärke der alten Lagerschalen (Teflon?) gemessen, die war bei beiden Lagerschalen zwischen 2,34 und 2,36 mm, also im Schnitt 0,15 mm Verschleiß, die müssen natürlich erneuert werden mit original Maß 2,5mm.
Bei MB habe mir neue Lagerschalen besorgt, die haben noch komplette Rep-Sätze im Lager. Diese neuen Lagerschalen habe ich heute mal gemessen, die hatten alle eine Stärke von 2,5 mm. Ich werde die Tragrohrlager (Achsrohr) minimal mit 180er Schmiergel abziehen, neue 2,5 mm Lagerschalen drauf, neue seitliche Druckstege, neue Filzdichtungen und neue Runddichtungen. Ich werde die neuen Lagerschalen gut einpassen und gut ist.
 |
 |
Neue MB Lagerschalen, neue Filzdichtungen und neue Sicherungsbleche |
Die neuen originalen MB Lagerschalen |
2. Die Lagergehäuse wurden gereinigt, entlackt/entrostet und gelb chromatiert. Die Lagerflächen innen in den Gehäusen wurden mit 180 und 400er Schmiergelleinen abgezogen.
 |
 |
 |
 |
Die 4 halben Lagergehäuse wurden entrostet und gelb chromatiert |
Hier die 2 halben linken Lagergehäuse |
So werden die Lagergehäuse auf den Achsrohrlagern montiert |
Hier das linke obbere Lagergehäuse schon mit 180er Schmirgel abgezogen |
Die neuen Lagerschalen habe ich heute 4. April 2019 schon mal die neuen Lagerschalen provisorisch in das fast fertige obere Lagergehäuse gelegt. Na ja, ich denke das passt sich da alles noch richtig
an.....schaun mer mal.
In den nächsten Tagen werden ich mal alles genau messen:
 |
 |
|
Die neue halbe Lagerschale im halben oberen Lagergehäuse |
Beide neuen Lagerschalen im ganzen Lagergehäuse |
|
|
Innendurchmesser der neuen Lagerschalen im fest geschlossenen Lagergehäuse |
|
|
Durchmesser des Tragrohrlagers |
|
|
Axiale Toleranzen der seitlichen Druckstege |
|
3. Die Lager der Bremsniederhaltungen auf beiden Seiten wieder einbauen.
Hier werde ich die neuen MB 2,5 mm Lagerschalen (Teflon?) benutzen. Mal schauen vielleich kann ich ja die alten seitliche Druckstege noch benutzen, doch das muss ich dann mit den neuen Lagerschalen genau messen wie dann da mit den Toleranzen des Axialspieles ausschaut. Dann werden noch die neuen Filzdichtung seitlich verbaut.
 |
|
|
Ein neuer Reparatursatz für die Lager der Bremsniederhaltungen |
|
|
Die neue Gummidichtringe (grosse O-Ringe) wurden schon vorher vor LT auf jeder seite aufgezogen.
 |
Die neuen Gummidichtringe der Lagergehäuse aussen hat LT noch aufgezogen
|
Desweiteren werden die getrahlten und neu lackierten Bremsstützhebel montiert und die neuen Dombefestigungen..
 |
 |
Die gestrahlten und neu lackierten Bremsstützhebel |
2 neue Sätze Dombefestigungen für die Bremsstützhebel |
Hier hat sich nicht viel getan, aber es geht hier im März/April weiter.........Schaun mer mal
|